Das Bunkermuseum am Wurzenpass in Kärnten
Österreichs Alpenfestung im Kaltem Krieg
Auf unserer Anreise nach Slowenien, etwa auf dem Scheitelpunkt des Wurzenpass, waren wir überrascht einen Panzer auf einem Seitenparkplatz stehen zu sehen. Neugierig, wie wir sind und weil wir so ein Relikt hier nicht erwartet haben, machten wir kurz Halt.
Eine Hinweistafel bringt Licht ins Dunkle. Dieser Panzer dient als Mahnmal, steht er doch im südlichsten Zipfel vor dem ehemaligen Eisernen Vorhang. Nicht ganz 3 km weiter südlich ist die Grenze zu Slowenien, welche damals die Grenze zum früheren Jugoslawien und damit zum Ostblock war. Des Weiteren informiert uns die Tafel, dass es ganz in der Nähe ein Museum auf einem ehemaligen militärischen Bunkergelände gibt. Hört sich sehr spannend an, aber heute und in den kommenden Tagen wollen wir erst mal das für uns unbekannte Slowenien erkunden.
Der Wurzenpass , auf slowenisch "Korensko Sedlo" genannt, ist nicht nur eine malerische Verbindung zwischen Villach und Slowenien, sondern auch ein Ort voller Geschichte und Abenteuer. Man kann sich wirklich vorstellen wie die alten Handelswege einst von Kaufleuten und Reisenden genutzt wurden, die durch die atemberaubende Landschaft zogen. In der Vergangenheit war der Pass ein wichtiger Zugang zu den Märkten und Kulturen des Nachbarlandes, und auch heute noch kannst Du die Spuren dieser bewegten Geschichte entdecken. Wenn Du die kurvenreiche Straße entlangfährst, wirst Du von der beeindruckenden Natur und den Eindrücken, die am Weg liegen, begeistert sein.
Da wir und unser Auto die Bergpässe gerne fahren, schon allein wegen der fantastischen Aussichten, kommen wir auf der Heimreise erneut über den Wurzenpass und da wir diesmal zeitlich flexibel sind, haben wir uns spontan entschlossen am Bunkermuseum halt zu machen und dieses zu besuchen.
Der kostenlose Parkplatz liegt direkt an der B109, der Wurzenpass-Bundesstraße. Von hier aus führt ein Fußweg in den Wald und ein Stückchen den Berg hoch. Man darf nicht vergessen, dieses Areal, welches wir gleich betreten, war bis 2002 geheim und ist von der Bundesstraße aus nicht zu erkennen!
Auf unserem kurzen Fußweg durch den Wald haben wir schon einige beeindruckende Bunkeranlagen und Relikte aus der Zeit des Kalten Krieges entdeckt. Es ist faszinierend, wie die Natur sich ihren Raum zurückerobert und die Geschichte in Form von geheimnisvollen Ruinen erzählt. Während wir durch den Wald in Richtung Eingang laufen, spürt man förmlich die Geschichten, die diese Orte zu erzählen haben. Der Weg durch den Wald ist angenehm zu laufen, aber für den den Besuch dieser spannenden Anlage empfiehlt sich auf jeden Fall festes Schuhwerk!
Am Eingang wurden wir sehr herzlich von einer Museums Mitarbeiterin begrüßt und erhielten mit einigen anderen Besuchern eine ausführliche Einführung in die Geschichte der Anlage und warum diese heute als Museum zugänglich ist.
Österreich war im Kalten Krieg ein neutraler Staat. Trotzdem hat die Alpenrepublik sich ein Netz von geheimen Stellungen und Bunkern aufgebaut, um sich vor ein Durchmarsch oder Angriff der Truppen des Warschauer Paktes aber ebenso auch vor den Truppen der NATO schützen zu können. Entlang der wichtigsten Verbindungslinien sollten Sperranlagen mögliche Angreifer stoppen. Überwacht wurde diese Sperrlinien mit Bunkern. So ist auch am Wurzenpass die größte Sperrstellung Österreichs entstanden, überwacht von den Bunkern, die wir gleich zu sehen bekommen. Die „Sperrstellung WURZEN/73“ wurde von 1963 bis 1995 ausgebaut und war bis zum Jahre 2002 einsatzbereit.
© Fotos Joerg Joerns
Der letzte Kommandant der Kompanie hat hier als Privatinitiative und mit öffentlichen Interesse, die ehemalige Verteidigungsanlage seit 2005 für die Besucher zugänglich gemacht und die Sammlung der militärischen Artefakte stetig vergrößert. Hier auf dem Gelände soll für die ganze Familie Zeitgeschichte wahrnehmbar sein. Und es soll auch verdeutlichen, dass im vereintem EU-Europa solche Anlagen zum Glück nicht mehr notwendig sind.
Hierauf folgt noch eine ausführliche und informative Beschreibung des Geländes. Danach dürfen wir das 11.400 qm große Areal mit seinen Bunkern, Tunneln und technischen Ausstellungstücken auf eigene Faust erkunden.
Gleich hinter dem Eingang, schräg gegenüber dem Info-Container mit Shop Bereich, steht ein Panzer mit offener Ladeluke, der durch das laute Röhren seines Motors unsere ganze Aufmerksamkeit auf sich zieht. Zwischen 11:00 und 15:00 Uhr hat man die Möglichkeit eine Panzerfahrt quer durchs Gelände zu buchen. Das Fahrzeug ist ein Schützenpanzer vom Typ "SAURER/STEYR SPzA1" Die beiden Fahrtrunden, eine im Stehen und eine im Sitzen, über das Gelände sind unter anderem dafür gedacht, dem Zivilisten einen Einblick zu geben, wie es sich anfühlt, wenn die Soldaten über weite Strecken mit solchen Gefährden an den Einsatzort transportiert werden müssen. Holprig war die Fahrt und wir sind ordentlich durchgerüttelt worden. Da wir auf dem Gefährt allerdings in Friedenszeiten mitfahren durften und auch das Wetter trocken und nicht kalt war, hat es auch wirklich Spaß gemacht so durchrüttelt zu werden. Trotz alledem soll die Fahrt ein wenig nachdenklich machen, denn diese Fahrzeuge sind nicht für den Spaß, sondern für den Ernstfall konstruiert worden. Wenn wir durch die Bunkerlandschaften fahren, sollten wir uns immer bewusst sein, dass hinter der beeindruckenden Technik und dem Abenteuergeist auch eine ernste Realität steckt. Es ist wichtig, die Geschichte und die Bedeutung dieser Orte zu respektieren und sich daran zu erinnern, warum sie überhaupt existieren. Lasst uns also die Schönheit der Umgebung genießen, aber auch einen Moment innehalten und über die Botschaft nachdenken, die uns diese Fahrzeuge und Bunker vermitteln.
©Fotos Joerg Joerns
Da wir durch unsere stehende Fahrt im Panzer einen groben Einblick über das Areal hatten, ist es nun an der Zeit alles genau zu Erkunden. Sieben Bunker beherbergt das Gelände. Die Orginalbunker dienten der Führung und Versorgung sowie als Unterkünfte für die Einheit. Diese sind zum Teil mit Tunneln oder mit Kampfstellungen miteinander verbunden. All diese Bereiche sind frei zugänglich. Der Gang in diesem weitläufigen System ist spannend, zeigt es doch in welcher Enge im Ernstfall die Soldaten hätte klarkommen müssen und das dies nur mit der nötigen Disziplin und mit enormen Komfort einschränkungen möglich gewesen war. Das Fotografieren ist hier ausdrücklich erlaubt, so könnt Ihr jede Menge spannender Impressionen mit nach Hause nehmen. Ein paar Tipps zum Thema Fotografie geben wir Euch auch auf dieser Seite unsere homepage.
© Joerg Joerns - Die getarnten und teilweise unterirdischen Laufgänge für die Bunkerbesatzung.
Auf der anderen Seite kann man deutlich sehen, wie sich die Natur die offenen Gängen leise und schleichend zurückerobert.
Nachdem wir die Gänge und Tunnel ausgiebig erkunden haben, folgt die Erkundung des Freigeländes. Quer über das Gelände ist eine Vielzahl an Panzern und anderen mobilen Waffensystemen verteilt, welche das österreichische Heer im Kalten Krieg zur Verfügung hatte. Wer sich für die technischen Details interessiert, kann die komplette Liste der Ausstellungsstücke mit Hintergrundinfrmationen auf der Webseite des Museums nachlesen. All die Waffensysteme dienen heute nur noch zu Ausstellungszwecken und sind funktionsunfähig gemacht worden. So ist es möglich alles gefahrlos genau zu inspizieren. Wir haben Euch die Homepage des Museums unten auf der Seite verlinkt.
Bei unserem Erkundungen quer über das Gelände wurde uns klar, warum Österreichs Alpenfestung im Kaltem Krieg genau an dieser Stelle gebaut wurde. Auf der Erhöhung im Gelände kann man weit in Richtung Slowenien blicken und auch das Dreiländereck Italien-Slowenien-Österreich hat man von hier aus genauestens im Blick. Wir Besucher dürfen uns heutzutage einfach an der tollen Aussicht erfreuen. Für den Bau der Bunkeranlagen war diese weite Sicht ein wichtiger strategischer Aspekt.
© Fotos Joerg Joerns
Nun war es an der Zeit etwas für unseren Magen zu tun und wir gönnten uns noch ein deftiges Gulasch aus der Gulaschkanone. Diese wird nach traditionellen Rezept aus regionalem Rindfleisch zubereitet, was man auch wirklich schmeckt, einfach lecker :-) Ihr findet aber auch fleischlose Gerichte, Würstchen und Gebäck vor, verhungern muss man also auf keinen Fall. Auch eine Auswahl an Getränken ist vorhanden, es ist also bestmöglich für Euch gesorgt :-)
Hier bei der Rast entwickelte sich noch ein sehr interessantes Gespräch mit dem Team des Museums, wobei wir noch weitere interessante Details zu der Geschichte des Geländes und des Museums-Initiators erfahren durften. Auch einige nähre Ausflugsziele in der nahen Umgebung wurden uns für zukünftige Reisen empfohlen.
Rundum war dies ein sehr interessanter und kurzweiliger Ausflug in die nähere Vergangenheit. Mehr verraten oder zeigen wir Euch aber an dieser Stelle nicht, sondern empfehlen Euch einen Besuch dieses wirklich authentischen und spannenden Museums mitten in den wunderschönen Karawanken.
Da das Wetter in den Bergen sich gerne einmal ändert, empfehlen wir Euch für den Besuch Kleidung, die für alle Wetterlagen geeignet ist. Egal ob Sonnenschein oder Regenschauer mit der richtigen Ausrüstung seid Ihr für dieses Abenteuer gewappnet. Denkt an eine gute Jacke, die wind- und wasserabweisend ist, sowie an bequeme Schuhe, die auch auf rutschigem Gelände Halt bieten falls es doch einmal regnet. So könnt Ihr diesen atemberaubenden Ort der jüngeren Zeitgeschichte in aller Ruhe erkunden, ohne Euch um das Wetter sorgen zu müssen!
Für einen Besuch empfehlen wir mindestens zwei bis drei Stunden einzuplanen. Das Gelände ist durch seine ursprüngliche Bauweise nicht als barrierefrei zu bezeichnen, aber die Angestellten nehmen sich gerne Rollstuhlfahren an und zeigen ihnen die Stellen im Gelände, welche gut mit dem Rollstuhl erreichbar sind.
Für weitere Informationen, auch zu Öffnungszeiten und Eintrittspreisen, empfiehlt sich vorab einen Blick auf die Homepage https://bunkermuseum.at zu werfen. Übrigens gibt es im Bunkermuseum auch Sonderausstellungen und Veranstaltungen mit Sonderprogramm.